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Wie alles anfing
Der erste Rosenmontagszug
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Wie alles anfing
Eines der schönsten Dokumente aus den Anfängen: Simon Meisters Gemälde „Rosenmontagszug auf dem Neumarkt“ aus dem Jahr 1836. © Rheinisches Bildarchiv, rba_c016090

Die historischen Quellen lassen keinen Zweifel: Karneval in Köln war ein so ausufernd anarchisches Fest, dass den preußischen Herrschern Anfang des 19. Jahrhunderts diese Art rheinischer Ausgelassenheit ein Dorn im Auge war. Preußische Ordnungsliebe und rheinische Freude an subversivem Frohsinn passten nicht zusammen. Also wollte man Ordnung schaffen. Ein Verbot des Karnevals war im Gespräch. Wie so oft davor und danach in ihrer zweitausendjährigen Geschichte wussten sich die Kölner aber zu helfen: Um ein Verbot des Karnevals abzuwenden, gründete sich ein „festordnendes Komitee“, das heutige Festkomitee.Erstes Arbeitsergebnis: ein Rosenmontags-Umzug auf dem Neumarkt. Der war dann – gemessen an heutigen Dimensionen – so klein, bescheiden und harmlos, dass sich die Obrigkeit zufrieden zeigte. Das Wichtigste (für die Kölner): Der Karneval war gerettet. Da nahm man auch in Kauf, dass er von nun an organisiert war. Der genetisch veranlagten Skepsis gegenüber allen Obrigkeiten und Regelwerken zum Trotz, arrangierte man sich – und konnte weiterfeiern.

Verantwortlich waren dafür folgende Gesellschaften: Neben dem Festkomitee als Organisator begleitete „Die Große“ – eine Vereinsneugründung – den Umzug. Deren Mitglieder in ihren dunklen Festtagsanzügen verkörperten (fröhliche) Seriosität. „Die Große“ über sich selbst: „Der Frack repräsentiert seit fast 200 Jahren die freundschaftliche Wertschätzung untereinander sowie den wertschätzenden Respekt, den der Frackträger allen entgegenbringt, die mit ihm feiern.“ Das dürfte den Preußen gefallen haben.

Dritter im Bunde waren die „Hellige Knäächte un Mägde“, eine Tanzgruppe, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Sie erinnerten an die in den Außenbezirken ansässigen Gemüse- und Ackerbauern, die für die Versorgung der Stadt eine große Rolle spielten und darum hohes Ansehen genossen. Zunächst an den kirchlichen Feiertagen und dann auch zu anderen Gelegenheiten führten die Knechte und Mägde vor den Häusern der Honoratioren „anmutige Tänze“ auf. Eine Tradition, die zu Karneval bis heute gepflegt wird.

Für den Schutz des erstmals gekürten Prinzen erinnerte man sich an die ehemaligen Stadtsoldaten. Vielleicht ein versteckter Seitenhieb des Festkomitees gegen den Versuch, den Karneval zu „zivilisieren“. Historiker erinnern: „Bereits beim ersten Rosenmontagszug 1823 wurde die Rote-Funken-Uniform zum Ausdruck des Protestes gegen den Verlust der Unabhängigkeit und symbolisierte die trotzige Selbstbehauptung der Kölner gegenüber den Preußen. Das Erscheinungsbild der Roten Funken war alles andere als martialisch. Es war das einer undisziplinierten, nicht mutigen und nie nüchternen Truppe ...“ Ein Stückchen versteckte Subversion, die den Karneval in seinen Ursprüngen rettete.