Emissionsfrei wird seit Mitte Juli ein Teil des Abfalls in Hürth abgeholt. Die Stadtwerke Hürth setzen auf ein wasserstoffbetriebenes Müllfahrzeug. Aus gutem Grund, erklärt Stadtwerke Hürth-Vorstand Stefan Welsch: „Wasserstoff eignet sich vor allem für den Last- und Schwertransport, in diesem Bereich ist er besonders effizient einsetzbar. Bei Beginn unserer Testphase vor zwei Jahren waren wir das erste Unternehmen in Deutschland, das ein Wasserstoff-Müllfahrzeug getestet hat. Nun gehören wir in NRW zu den ersten, die eins in Betrieb nehmen.“
Innere Werte machen den Unterschied
Von außen sieht man dem Abfallsammelfahrzeug in der Stadtwerke-Flotte seine Besonderheit nicht an. Den Unterschied macht das Innere: die Antriebstechnik. Der Wasserstoff wird in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt, dieser Strom wird in eine Batterie eingespeist, diese speist den Antriebsmotor, der dann elektrisch das Fahrzeug vorwärtsbewegt. Dirk Müller von der Firma Zöller hat das moderne Müllfahrzeug mit entwickelt: „Wir haben zwei Wochen eine Tourdatenanalyse hier im Revier gefahren, um den Energiebedarf mit einem normalen Dieselfahrzeug in Kilowattstunden zu ermitteln und anhand der Daten berechnen zu können, was an Brennstoffzellen und Wasserstofftanks benötigt wird. Wir haben bei so einem Fahrzeug sicherlich Kraftstoffverbräuche zwischen 80 und 100 Liter auf 100 Kilometer. Da auf einen sauberen Antrieb zu setzen macht Sinn.“
Zweimal die Woche tanken
Das Fahrzeug tankt Wasserstoff mit etwa 700 bar für etwa sieben bis 15 Minuten. Zweimal in der Woche muss es betankt werden, was für eine Laufleistung von etwa 500 Kilometern in der Woche ausreicht. „Unser Ziel ist es, die komplette Stadtwerke-Flotte auf Wasserstoff umzustellen. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, muss man dahingehend entsprechend handeln“, so Stadtwerke-Vorstand Stefan Welsch. Auch Dirk Breuer, Bürgermeister der Stadt Hürth und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stadtwerke Hürth, ist von der alternativen Antriebstechnologie überzeugt: „Wir wollen zeigen, wie gut Wasserstoff in der Mobilität angewendet werden kann. Die Rahmenbedingungen, die der Bund setzt, sind nicht ganz optimal, aber ich glaube, Wasserstoff ist ein optimaler Energiespeicher. Es gibt viele Anwendungsfälle, wo Wasserstoff eingesetzt werden kann und wir wollen hier in Hürth zeigen, wie zukunftsorientierte Mobilitätauch bei Nutzfahrzeugen funktionieren kann.“ In den Augen von Dr. Albrecht Möllmann, Vorsitzender des Vorstandes der „HyCologne“ e.V. - Wasserstoff Region Rheinland handelt es sich um Pionierarbeit, die Hürth leistet: „Solche Fahrzeuge im kommunalen Bereich werden als Botschaft wahrgenommen, dass der Klimawandel auch in der Mobilität, aber auch bei der Entsorgung erste große Schritte macht. Fahrzeuge, wie diese, werden dazu einen großen Beitrag leisten und ich gehe davon aus, dass deren Vorangehen in Sachen Wasserstoff vielen anderen Kommunen den Anstoß geben wird, dieselbe Richtung einzuschlagen.“
INFOS KOMPAKT
HyCologne - Wasserstoff Region Rheinland e.V. vernetzt mehr als 50 Akteure aus Politik, Industrie und Forschung. Seit 2007 bündelt das Netzwerk seine vielfältigen Kompetenzen, um die Marktreife und Wirtschaftlichkeit der Wasserstofftechnologie in der Rheinischen Region massiv zu verbessern und großskalige Projekte zu initiieren.