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Wasserstoff bringt Bonner Familienbetrieb die energetische Unabhängigkeit
„Wir sind die Macher der Energiewende“
Wasserstoff bringt Bonner Familienbetrieb die energetische Unabhängigkeit
Wasserstoff bringt Bonner Familienbetrieb die energetische Unabhängigkeit
Der dritte Standort der Firma Küpper in Meckenheim. Der Strom aus der Photovoltaikanlage kann in Wasserstoff umgewandelt und in Druckflaschen für den Winter gespeichert werden. Bild: Josef Küpper Söhne GmbH

Die Bonner Firma Küpper wurde im Jahr 1919 als klassischer Installationsbetrieb für Sanitär- und Heizungsanlagen gegründet. Längst hat sie sich zum modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. „Wir werden inzwischen ganz anders wahrgenommen“, sagt Peter Küpper, seit mehr als 30 Jahren Geschäftsführer in der dritten Generation. „Wir sind nicht mehr der Löti, der Klempner, der Heizungsschrauber. Wir sind die Macher der Energiewende, wie machen die Zukunft.“Unternehmerischer Weitblick ausgezeichnetDas sieht nicht nur der Familienbetrieb selbst so. 2011 ernannte die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg ihn für seine „zukunftsweisende Unternehmensstrategie“ zum Handwerksbetrieb des Jahres. Im Frühjahr 2022 erhielt die Firma den „Best-of-SHK-Award“ für das Handwerk. SHK steht für Betriebe aus der Sanitär-Heizung-Klima-Branche. Eine Fachjury wählt jährlich bundesweit besondere Konzepte aus. Die Firma Küpper wurde für ihren unternehmerischen Weitblick und das Energie-Konzept an seinem dritten Standort ausgezeichnet.

Diese Filiale ist im vergangenen Oktober nach Meckenheim umgezogen, ins Gewerbegebiet „Unternehmerpark Kottenforst“. Äußerlich fällt vor allem die Holzbauweise des zweigeschossigen Gebäudes auf. Dach und Fassaden sind mit Solarmodulen bestückt. Aber Sonnenenergie wandeln auch schon die beiden anderen Standorte in Bad Godesberg und Beuel um. Das Besondere steckt im Innern. Wie es sich in dieser Branche gehört: in der Haustechnik.

Grüner Strom für den Winter

Oder in der Energiezentrale, wie Geschäftsführer Küpper es nennt. Im Heizraum wird einerseits der Gleichstrom, der aus der Photovoltaikanlage kommt, in den gängigen Wechselstrom umgewandelt. Mit diesem Strom werden Beleuchtung und Computer betrieben, Elektrofahrzeuge aus dem Fuhrpark aufgeladen, die Wärmepumpe des Hauses am Laufen gehalten. Die Fußbodenheizung wärmt im Winter und hält die Räume – immerhin zweimal 600 Quadratmeter – im Sommer angenehm kühl.

So weit, so unspektakulär. Allerdings: Fällt mehr elektrische Energie an, als gerade gebraucht wird, wandelt die Energiezentrale diesen selbst produzierten, grünen Strom durch Elektrolyse um. In Wasserstoff, der sich in Druckflaschen lagern lässt. So wird er gespeichert und kann im Winter von einer Brennstoffzelle abgerufen werden. Das sorgt für die energetische Autarkie des Hauses. Eine autarke Gewerbeimmobilie in dieser Größenordnung ist einmalig, zumindest bundesweit, so Küpper.

Das Einzigartige an der Anlage: Die Energieautarkie besteht nicht nur in der Bilanz, das schaffen einige. Sondern sie ist echt, wie die Experten sagen, und das ist viel schwieriger zu realisieren. Bilanziell heißt: Übers Jahr gesehen wird so viel Energie gewonnen wie verbraucht – allerdings zeitlich versetzt. Im Sommer gibt es einen Überschuss, die Unterversorgung im Winter muss von außen aufgefangen werden. Echt heißt: Die Photovoltaik gewinnt so viel Energie, dass diese – umgewandelt in Wasserstoff – den Bedarf des Hauses auch im Winter deckt. Ein externer Stromanschluss ist nicht mehr nötig. Die Küpper-Filiale hängt nur noch am öffentlichen Netz, um überschüssige Energie einzuspeisen.

Tonnenweise Kohlendioxid eingespart

Schon die verbaute Holzmenge speichert nach Angaben des Unternehmens langfristig mehr als 300 Tonnen Kohlendioxid, weitere 15 Tonnen vermeidet das Haus Jahr für Jahr im Vergleich zu einem Gebäude mit herkömmlicher Technik. Zum Vergleich: Mit dem Neun-Euro-Ticket sollen in drei Monaten 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden sein.

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Peter Küpper ist seit mehr als 30 Jahren Geschäftsführer des Bonner Familienbetriebs. Bild: Josef Küpper Söhne GmbH

Beeindruckende Zahlen

Apropos Zahlen: Die günstigste Art, die Filiale zu bauen und einzurichten, war es für die Firma Küpper nicht. Mehr als drei Millionen Euro wurden investiert, sagt der Geschäftsführer. Die Kosten seien für sie bei der Planung des Leuchtturmprojekts aber nicht das Entscheidende gewesen. „Nachhaltigkeit hat ihren Preis. Das Billigste muss nicht das Beste sein.“Man sei bewusst nach vorne gegangen, um zu zeigen, was geht. Die Technik sei da, energetische Autarkie sei prinzipiell machbar.

Förderung durch NRW-Wirtschaftsministerium

„Seit einem halben Jahr steigen die Energiepreise massiv, dadurch verkürzt sich jetzt die Amortisationszeit“, sagt Peter Küpper. „Neben der reinen Wirtschaftlichkeit sind aber auch CO2-Neutralität, technischer Fortschritt und Unabhängigkeit Faktoren, die für uns mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.“ Verschwiegen werden soll nicht, dass das Wirtschaftsministerium NRW die Wasserstofftechnik über das Programm progres.nrw mit einemhohen sechsstelligen Betrag als Pilotprojekt fördert.

„Daraus ist dann ein Standard-Förderprogramm geworden“, erklärt der Geschäftsführer. Über Fördermöglichkeiten berät die Firma Küpper inzwischen natürlich auch. Nicht mehr Klempner, nicht mehr Heizungsschrauber. Sondern Gebäudeenergieberater.

» www.kuepper.de

"Nachhaltigkeit hat ihren Preis. Das Billigste muss nicht das Beste sein"